Spender-gegen-Wirt-Krankheit - Leben nach Stammzelltransplation

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Vorbeugung Erkennung und Behandlung der Spender-gegen-Wirt-Krankheit

Was ist eine Spender-gegen-Wirt-Krankheit (graft-versus-host-disease = GvHD)?

Nach der allogenen Stammzelltransplantation entsteht ein neues Immunsystem, das aus den Spenderzellen gebildet wird. Diese neuen Immunzellen können die Zellen und das Gewebe des Empfängers als fremd erkennen und deshalb angreifen. Diese Reaktion kann sich gegen z.B. Leukämie-, Myelom- oder Lymphomzellen richten (Spender-gegen-Leukämie-Reaktion genannt) und ist bei der Heilung dieser Erkrankungen sehr wichtig. Dabei greifen die Immunzellen jedoch oft zeitgleich das gesunde Gewebe des Empfängers an, z.B. die Haut, die Schleimhäute oder die Leber, was dann Spender-gegen-Wirt-Krankheit genannt wird. Vorbeugende Maßnahmen helfen, eine schwere Reaktion zu verhindern.

Wann kann eine Spender-gegen-Wirt-Krankheit auftreten?

Eine Spender-gegen-Wirt-Krankheit kann auftreten, sobald Spenderzellen angewachsen sind und das neue Immunsystem bilden. Dies kann der Fall sein, bevor die weißen Zellen im Blut gemessen werden können. Je nach Art der Transplantation kann sie bei ca. 50% der Patienten auftreten.

Die akute Spender-gegen-Wirt-Krankheit tritt meistens innerhalb der ersten 100 Tage nach der Transplantation auf.

Die chronische Spender-gegen-Wirt-Krankheit tritt meistens zwischen 100 Tagen und 1 Jahr nach der Transplantation auf.

Die Unterscheidung zwischen der akuten und der chronischen Spender-gegen-Wirt-Krankheit richtet sich jedoch nicht nach dem Zeitpunkt des Auftretens, sondern nach den Veränderungen und Beschwerden, die dadurch verursacht werden.

Wie kann ich einer schweren Spender-gegen-Wirt-Krankheit vorbeugen?

Sie erhalten vorbeugend Medikamente - Immunsuppressiva genannt -, die das neue Immunsystem „im Zaum halten“. Durch sorgfältige, tägliche Selbstuntersuchungen, regelmäßige Untersuchungen in der KMT-Ambulanz und die regelmäßige Einnahme der Medikamente kann der Spender-gegen-Wirt-Krankheit vorgebeugt werden bzw. kann diese frühzeitig erkannt und behandelt werden.

  • regelmäßige Einnahme der Medikamente
  • Vermeidung exzessiver UV-Einstrahlung, Verwendung von Sonnenschutzcreme mit hohem UV-Filter
  • umgehende Meldung von Frühsymptomen
  • regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen in der KMT-Ambulanz

Wie kann ich eine Spender-gegen-Wirt-Krankheit (GvHD) früh erkennen?

Bis 6 Monate nach Beendigung der Immunsuppressiva ist es unbedingt notwendig, dass Sie regelmäßige Selbstuntersuchung durchführen und die folgenden Veränderungen, die oft nur einzelne Stellen oder Körperteile betreffen, umgehend dem KMT-Team melden:

Haut:

  • Hautrötung mit und ohne Juckreiz
  • trockene, schuppige oder raue Haut mit und ohne Juckreiz
  • lederartige Haut, häufig mit Spannungsgefühl und eingeschränkter Dehnbarkeit.
  • anhaltender Juckreiz der Haut auch ohne sichtbare Veränderungen
  • verstärkte Pigmentierung oder fehlende Pigmentierung der Haut an einzelnen Stellen
  • gänsehautartige Veränderungen, die anhalten

Kopfhaut

  • erneuter Haarausfall nachdem sich der Haarwuchs nach Transplantation zunächst erholt hatte
  • sehr trockene, schuppige Kopfhaut

Mundschleimhaut:

  • Mißempfindung, Schmerzen oder Brennen der Mundschleimhaut z.B. beim Essen oder Zähneputzen
  • trockene Mundschleimhaut (auffällig beim Essen oder Sprechen)
  • weißliche, netzartige Zeichnungen oder Geschwüre der Wangenschleimhaut
  • Bildung kleinerer, zum Teil schmerzhafter Bläschen im weichen Gaumen, vor allem nach dem Essen
  • Einschränkungen bei der Mundöffnung

Augen:

  • verstärktes Tränen der Augen
  • Juckreiz oder Brennen
  • Fremdkörpergefühl in den Augen
  • vermehrte Rötung und Reizung der Augen
  • vermehrte Lichtempfindlichkeit der Augen

Darm:

  • Durchfall, der länger als 12 Stunden anhält, mit und ohne Bauchschmerzen
  • Übelkeit/Erbrechen länger als 12 Stunden anhaltend mit und ohne Bauchschmerzen

Leber:

  • gelbe Augen (wie bei Gelbsucht)

Genitalien:

  • Hautveränderungen, Trockenheit, Schuppung der Genitalhaut oder Genitalschleimhaut
  • Juckreiz oder Brennen der Genitalhaut oder Genitalschleimhaut
  • Missempfindungen, Brennen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Missempfindungen, Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen

Gelenke und Sehnen:

  • Gelenkbeschwerden bis hin zu Gelenkschmerzen (Anlaufbeschwerden)
  • eingeschränkte Beweglichkeit oder Dehnbarkeit der Gelenke

Wie wird die Spender-gegen-Wirt-Krankheit (GvHD) behandelt?

Die Behandlung der GvHD hängt von der Art (akut oder chronisch) und Ausprägung der GvHD ab. Bei der akuten GvHD ist eine Behandlung mit Kortison in Kombination mit anderen Immunsuppressiva erforderlich. Die Medikamente können als Tabletten verabreicht werden. Bei Übelkeit, Erbrechen oder Durchfällen kann eine intravenöse Gabe der Medikamente erforderlich sein, was in der Regel dann mit einer vorübergehenden, stationären Behandlung verbunden ist. Bei gutem Ansprechen kann nach ca. 1-2 Wochen mit dem Ausschleichen der Medikamente begonnen werden.
Die chronische GvHD wird ebenfalls mit Kortison allein oder in Kombination mit anderen Immunsuppressiva behandelt. Wenn nur kleinere Körperareale wie z.B. die Mundschleimhaut oder kleinere Hautpartien betroffen sind, kann auch eine lokale (örtliche) Therapie allein oder in Kombination mit Tabletten gegeben werden.

Die Behandlung der chronischen GvHD dauert länger als die der akuten GvHD und kann in der Regel erst nach mehreren Monaten beendet werden. In seltenen Fällen muss die Behandlung auch über mehrere Jahre fortgeführt werden.

Da die GvHD und die notwendige Behandlung eine Schwächung Ihres Immunsystems verursachen, erhalten Sie Medikamente zur Vorbeugung von Infektionen. Ebenfalls erforderlich sind physiotherapeutische Behandlungen zur Vorbeugung oder Behandlung von Muskel- und Skelettbeschwerden. Durch die Einnahme von Vitam D3 (Tabletten) und Calcium (in der Regel über die Nahrung) kann einer Osteopose (Knochenschwund) vorgebeugt werden.